Caritas Sluknov / Schlukenau
Kinderzentrum „Ambrela“
Nachdem uns im zeitigen Frühjahr ein schöner Kalender mit tollen Bildern aus dem Kinderzentrum „Ambrela“ erreichte, erhielten wir vor einiger Zeit den Jahresbericht der Gebietscaritas Schlukenau.
Die Caritasdirektorin Dr. Eva Habel schreibt im Begleitbrief:
„Ich möchte mich einmal sehr, sehr herzlich für die Unterstützung durch Dich, das Hedwigsforum, Pfarrer Glaser und die Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt bedanken! Die großzügigen Spenden in einem Moment, in dem Ihr selbst jeden Cent gebraucht habt, haben uns sehr gerührt und gefreut.“
Im Jahresbericht sind das Hedwigsforum sowie die Pfarrei Mariä Himmelfahrt Frankfurt in der Spenderliste weit vorne benannt.
Insgesamt kann man heute sagen, dass viele kleine Einzelspenden es geschafft haben, etwas Großartiges zu schaffen.
Unsere Kollekte während der Einweihung „Haus in Haus“ hat dazu beigetragen, dass das Haus für die Kinderarbeit mit Roma überhaupt gekauft werden konnte.
Bei einem Besuch im August 2012 konnte sich der Verfasser überzeugen, mit wie viel Ernst hier eine gute Arbeit mit Roma-Kindern und deren Mütter, hier geleistet wird.
Die Caritasdirektorin teilte mit, dass die Arbeit inzwischen auch vom tschechischen Schulministerium, vom Sozialministerium und von der Regierung direkt gefördert wird.
Sie, die Gemeindemitglieder, haben mit dazu beigetragen, dass in Schluckenau etwas wirklich Neues entstanden ist. Diese Initiative ist inzwischen auch von Renovabis, dem Hilfswerk der deutschen Katholiken für Osteuropa, als förderwürdig anerkannt worden. Renovabis gibt für die Renovierung dieses Caritashauses „Ambrela“ in diesem Jahr 75.000,-- Euro. Die Baumaßnamen laufen schon und die Caritasdirektorin hofft, dass das Haus im September wieder funktionsfähig ist.
Damit sehen wir deutlich, dass die Gelder der Renovabissammlung jährlich zu Pfingsten sinnvoll für die Menschen, die es brauchen, ausgegeben werden.
Peter Hoffmann
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Erzdekan Pavel Prohaska und Regionalcaritas-direktorin Dr. Eva Habel, beide aus Schluckenau / Šluknov, der nördlichsten Stadt der Tschechischen Republik, berichteten am 09. November 2011 in einer gut besuchten Abendveranstaltung des Hedwigsforums über Ihre Arbeit mit Roma.
Rassistische Unruhen im äußersten Norden Böhmens machten Ende September Schlagzeilen in der Presse Europas. Es kam zu Übergriffen und Demonstrationen gegen Roma in Schluckenau, in Rumburg und Warnsdorf, bei denen die Polizei die Roma und ihre Häuser mit Wasserwerfern schützen musste. Vergleichbare Übergriffe gab es auch in Frankreich, Ungarn und Rumänien.
Erzdekan Prohaska, berichtete, dass nach der Vertreibung der Deutschen 1945/46 in diesen leer stehenden Zipfel vermehrt Roma angesiedelt worden sind. Heute ist diese Gegend ein Notstandsgebiet und auf einen Arbeitsplatz kommen 40 Arbeitslose, obwohl das böhmische Niederland einst ein reiches Gebiet war, und die Städte Zusatznamen wie „Klein Manchester“, „Klein Paris“ u. a. führten. Seit mehr als 15 Jahren ist der Erzdekan in der Diözese Leitmeritz/ Litomĕřice mit der Seelsorge bei den Roma betraut. Zunächst arbeitete er viele Jahre überregional und in einem Lager unter ca. 5000 Roma in Tetschen/ Dĕčín bis er vor 7 Jahren die Pfarrei in Schluckenau/Šluknov übernahm, in der ebenfalls sehr viele Roma leben. Es dauerte Jahre Zugang zu ihnen zu finden, obwohl sich die Kinder und Jugendlichen täglich auf dem Gelände der Kirche aufhielten. Über ständige Präsenz, Gespräche und gemeinsame Unternehmungen z.B. Wanderungen, Grillen, Fahrradtouren gelang es schließlich ihr Vertrauen zu erlangen; heute ist der Pfarrer stolz auf seine ansehnliche Meßdienerschar aus den Reihen der Roma.
Doch nicht nur die Seelsorge ist wichtig, und so wurde die Arbeit von Frau Dr. Eva Habel, die vor 3 Jahren von München nach Schluckenau ging, um kreative Angebote z.B. kochen und backen ausgeweitet. Vor allem der Kochkurs ist immer ein Renner, zumal anschließend gemeinsam gegessen wird; viele Kinder sind unterernährt und alle arm. Darüber hinaus hat sie mit Beschäftigungsprogrammen begonnen und gibt inzwischen sogar Nachhilfe. Ganz wichtig ist der von beiden gegründete Second-hand-Laden, der mittlerweile aus dem Pfarrhaus in einen von der Stadt zur Verfügung gestellten Raum umgezogen sei. Sie, der Pfarrer und eine ehrenamtliche Kraft betreiben diesen Laden, der nicht nur materiell von großer Bedeutung ist, sondern endlich auch die Erwachsenen insbesondere die Eltern der inzwischen regelmäßig betreuten Kinder und Jugendlichen erreicht. Diese Eltern, so berichtet sie, hätten noch nie die Schwelle des Pfarrhauses überschritten, doch hierher kämen sie gern. Um die Arbeit mit den Kindern und Eltern auszuweiten, war man so weit, das über den Stadtrat ein Haus für die Arbeit in Aussicht gestellt worden war. Doch seit den Demonstrationen gegen die Roma von tschechischen Nationalisten rücken immer mehr Stadtverordnete von dem Projekt ab. So hat man große Sorge, wie es weitergehen wird.
Frau Dr. Habel, inzwischen von Bischof Jan Baxant von Leitmeritz /Litomĕříce zur Regionalcaritasdirektorin ernannt, freute sich, dass Sie in Frankfurt 6 Säcke mit Kindersachen einladen konnte, denn gerade die Nachfrage nach Kleidung für die Jüngsten ist groß. Sie fügte hinzu, es sei oft beschämend, und es tue ihr leid, wie gerade die Kleinsten armseligst daherkämen. Sie müssten mitunter die Sachen tragen bis sie zerfallen, denn wenn die geringe staatliche Hilfe wieder nicht für die Mietzahlung reicht, wird auch das Wasser und der Stromabgestellt, so dass auch Kleidung waschen unmöglich wird.
Kurz vor der Heimfahrt nach der Hl. Messe am Donnerstag wurden auch mehrere Holzplatten- und Rigipsplattenreste, die in den Abfallcontainer vor St. Hedwig geworfen waren, für den Aufbau der berühmten Schluckenauer Krippe mit ihrer Gesamtfläche von 16 m² und die jährliche Krippenausstellung im Pfarrhaus eingeladen und am Abend meldete Schluckenau die glückliche Rückkehr von Beiden.
Peter Hoffmann